Hintergrund

Wozu?

Weltweit zeichnet sich ein menschenrechtlicher Trend ab, transsexuelle Menschen in ihrem eigentlichen Geschlecht auch rechtlich anzuerkennen. Dänemark folgte als erstes Land in Europa dem Vorbild Argentiniens, die rechtliche Anerkennung nicht mehr von medizinischen Bedingungen abhängig zu machen. Auch das Bundesverfassungsgericht in Deutschland hatte 2011 Teile des „Transsexuellengesetzes“ als nicht verfassungskonform erachtet, in denen körperliche Voraussetzungen für die Änderung des Personenstandes vorgeschrieben wurden. Dieser menschenrechtliche Trend, Gender und Sex als unterschiedliche geschlechtliche Ebenen anzuerkennen, ist begrüssenswert.

Die medizinische Versorgung transsexueller Menschen hat auf diesen Trend zu reagieren. Die heutige medizinische Behandlung, die seit den 70er-Jahren von der Idee einer „Gender Dysphorie“ ausgeht, lässt Menschenrechtsaspekte zu kurz kommen und verwischt die Unterschiede von Sex und Gender. Transsexuelle Menschen brauchen jedoch eine medizinische Behandlung, die ohne geschlechtliche Deutung auskommt und in der sie in ihrem eigenen Geschlecht von Anfang an respektiert werden.

Nehmen wir den Menschenrechtstrend ernst, der Menschen eine Änderung der juristischen Geschlechtszugehörigkeit ohne medizinische Vorbedingung ermöglicht, wird es in Zukunft auch Menschen geben, die bereits in ihrem eigenen Geschlecht rechtlich anerkannt leben. Wenn diese Menschen medizinische Massnahmen wünschen, brauchen sie eine gesundheitliche Versorgung und Diagnostik, die diesen Umstand berücksichtigt.

Aber auch jetzt schon, können wir uns für eine Medizin stark machen, die ohne Gender-Deutung auskommt und sich auf das konzentriert, worum eigentlich gehen sollte: Menschen zu helfen und ihnen die Behandlung zukommen zu lassen, die sie benötigen.

Eine medizinische Behandlung, die transsexuellen Menschen hilft, und das Wohl des Einzelnen in den Vordergrund stellt, ist möglich. Wir wollen ethische und menschenrechtliche Grundsätze erarbeiten, wie ein respektvoller Umgang im Bereich der Medizin mit transsexuellen Menschen möglich ist. Ziel der Tagung ist es, die Grundzüge eines Konzeptes zu erarbeiten, in der das Geschlecht eines transsexuellen Patienten von Anfang an respektiert wird.

Wer macht mit?

Mediziner, Psychiater, Psychotherapeuten, Menschenrechtsvereine und Patienten